Ich habe es geschafft. Ich bin ein Ironman.
In Busselton, Western Australia habe ich meinen ersten Ironman gefinished. Nach 3,8km Schwimmen, 180km Radfahren und 42,2km Laufen war es geschafft!
Was passierte die letzten Tage davor und wie lief der Wettkampf – darüber schreibe ich hier in diesem Blogbeitrag.
In 2021 und 2022 habe ich bereits zwei Langdistanzen gefinished. Allerdings waren diese beide keine Ironmans, sondern der legendäre Challenge Roth. Die Distanzen sind sehr ähnlich, aber man ist halt kein Ironman.
Wie in den anderen Beiträgen bereits geschrieben, sind wir am Montag den 27. November nach Perth geflogen. Die ersten Tage waren noch Urlaub. Am 27. November war ich kurz im Meer schwimmen und am 28. November machte ich eine Laufeinheit auf Rottnest Island. Mehr an Sport gab es erstmal nicht.
Am Donnerstag den 30. November sind wir von Perth nach Busselton gefahren und haben meine Startunterlagen abgeholt. Allerdings stand nicht nur dies auf dem Programm, sondern noch eine längere Radeinheit. Diese diente dazu die Strecke anzuschauen, den Körper wieder an Sport zu gewöhnen und um das Material zu prüfen – Hat das Fahrrad alles gut überstanden?
Die Radeinheit ging 90 Minuten und Julia begleitete mich mit dem Auto. Sie überholte mich immer wieder und wartete dann auf mich und machte Fotos und Videos mit unserer Drohne. Die Fahrt machte ich aber nicht alleine. Ein weiterer Triathlet schloss sich mir an. So fuhren wir gemeinsam circa 40km eine sehr lockere Einheit.

Der nächste Schritt vor dem Wettkampf, ist das Einchecken des Rades und die Abgabe der Wechselbeutel. In den Wechselbeuteln befinden sich die Dinge die man nach dem Schwimmen, für das Radfahren und für den abschließenden Marathon benötigt. Was kann man sich darunter vorstellen? Radschuhe und Sonnencreme im ersten Beutel. Im zweiten Beutel Laufschuhe, eine Sonnenbrille, Startnummer und eine Kopfbedeckung.
Bevor ich die Beutel abgegeben habe, habe ich nochmals eine letzte 35 minütige Radeinheit gemacht. Julia hat mich auf dem Weg vom Hotel aus dem Auto „geworfen“ und ich bin zum Rad Checkin geradelt. Anschließend hat Julia die letzten Modifikationen am Rad gemacht und ich bin in der Zeit 25 Minuten gelaufen.
Nachdem wir alles erledigt hatten, gab es noch schnell was zum Essen und es ging zurück ins Hotel.
Die Nacht vor einem Wettkampf schlafe ich meistens nicht so gut. In den Gedanken geht man den Wettkampf durch. Was kann passieren? Was kann man machen, wenn was passiert? Hat man sich gut vorbereitet? Sind alle Eventualitäten berücksichtigt? Eine weitere Sache warum man schlecht schläft ist die, dass die Nacht bereits um 3 Uhr vorbei ist.
Sonntag Morgen 3:30 Uhr. Der Wecker klingelt. Jetzt geht es los. Als erstes versucht man zu Frühstücken. Den Kohlenhydratspeicher auffüllen, dazu einen Kaffee bzw. bei mir ein Espresso. Genug trinken. Darauf kommt es heute an. Es soll warm werden. Nachdem Frühstück geht es ins Bad.
Fertig aus dem Bad, werden die letzten Dinge zusammen gepackt die noch benötigt werden. Wettkampfeinteiler, Neoprenanzug, Schwimmkappe, Beutel mit der Wettkampfverpflegung und alle Flüssigkeiten die man während des Wettkampf braucht und nicht bekommt.
Dann geht es los zum Wettkampfort. Nach einer 40-minütiger Fahrt waren wir bereits dort und der Parkplatz war wie zu erwarten voll. Überall liefen Triathleten rum.
Noch schnell am Rad vorbei und die Flüssigkeiten in die Tanks des Rades füllen. Luftdruck überprüfen, Fahrrad umdrehen, Akku der Schaltung einlegen, Tacho anschrauben – Rad ist fertig!
Die letzten Klamotten die man noch anhat und nicht für den Wettkampf braucht, müssen noch ausgezogen werden und in einen Beutel gesteckt werden. Dies ist dann der After-Race Beutel.
Jetzt geht es bald los. Der Neoprenanzug muss noch angezogen werden. Das Ding ist so eng, dass ich da nur mit Hilfe rein komme. Eine ältere Frau wollte mir dabei helfen, aber dies macht natürlich Julia.
Jetzt aber geht es in die Startaufstellung. Als erstes Starten die Profi Männer, dann die Profi Frauen. Anders als bei anderen Sportarten kann man vor dem Start noch mit den Profis reden. Sie machen den gleichen Sport wie alle anderen auch, nur etwas schneller. Ich rede mit einem Australischen Profi über sein Schwimmtraining. Er schwimmt 25km die Woche, ich komme auf 4-8km allerdings auch nur in den letzten 10 Wochen. Die Frage warum ich 85 Minuten brauche und er nur 45 stellt sich da eigentlich gar nicht mehr.
Dann werden die besten Profis vom Sprecher vorgestellt und es geht für die Profis los.
Kurz danach geht es auch für uns Age-Grouper los. Erst die schnellen und dann die langsameren. Die Age-Grouper starten in kleinen Blöcken. Alle 5 Sekunden 5 Athleten. So zieht sich der ganze Start etwas, aber es gibt keine „Schlägereien“ im Wasser.
Nach circa 15 Minuten darf ich dann auch ins Wasser. Es ist jetzt 7:11 Uhr. Und ein langer Wettkampf steht vor mir.

Die Schwimmstrecke geht erst 400 Meter raus ins Meer, dann unter dem Jetty of Busselton durch und noch circa 700 Meter am Strand entlang. Es sind viele Bojen ausgelegt, dass man sich nicht verschwimmen kann. Die gelben Bojen zeigen an weiter geradeaus, Pinke Bojen bedeuten rechts dran vorbei (links Kurve) und die grünen Bojen bedeuten links dran vorbei (rechts Kurve). Nach den grünen Bojen geht es Richtung Strand. Raus aus dem Indischen Ozean über eine Matte die die Zeit nimmt und wieder zurück ins Wasser für die zweite Runde. Die zweite Runde ist aber etwas kürzer.
Nach 1 Stunde und 23 Minuten bin ich dann fertig mit dem Schwimmen und es war schöner als erwartet. Ich freue mich auf das Fahrradfahren. Aber vorher muss der Neoprenanzug ausgezogen werden. Dies versuche ich bereits beim Laufen zum Wechselzelt soweit wie möglich. Auf dem Weg zum Wechselzelt gibt es noch Duschen die etwas Salzwasser wegwaschen. Anschließend ziehe ich meinen Wettkampfanzug, Socken und Schuhe an. Sonnencreme auftragen und los geht es zum Fahrrad.
Am Fahrrad muss erst der Helm angezogen werden und dann darf man sein Rad zum Ausgang der Wechselzone schieben. An einer Linie darf man dann auf das Rad steigen und der längste Teil des Tages beginnt. 180km Fahrradfahren. Es sind zwei Runden mit jeweils 90km. Einige Wendepunkte, viele Verpflegungsstationen und an dem Tag leider auch sehr viel Wind.
Die erste Runde rollt es sehr gut. Die 90km fahre ich in 2 Stunden und 32 Minuten. 2 Minuten langsamer als geplant. Ich habe sehr viele Athleten überholt und wurde selber nur von einem überholt. Alles in Ordnung. Ich habe bereits meine erst Flasche mit Gels ausgetrunken und 3-4 Flaschen Wasser verbraucht.

Zum Start in die zweite Runde halte ich kurz am Stand für persönliche Verpflegung an. Diese habe ich vorher abgegeben. Ich vertrage nicht alles, deshalb nehme ich lieber das was ich kenne.
Die zweiten 90km sind noch windiger und jetzt ist es auch richtig warm. Ich muss noch mehr Wasser trinken. Leider mag mein Magen das viele Wasser nicht mehr und ich muss langsamer machen mit meinen Gels. Somit fehlt mir nach circa 3,5 Stunden etwas die Kraft und ich schaffe es nicht mehr mein Tempo zu halten. Die zweite Runde beende ich dann nach 5 Stunden und 22 Minuten. Also deutlich langsamer als die erste. Ich bin etwas von mir enttäuscht.
Dann beginnt aber der anstrengendste Teil des Tages. Der Marathon.
Bevor es losgeht muss ich mein Fahrrad wegbringen, meinen Helm ausziehen und meine Radschuhe gegen die Laufschuhe tauschen. Ich ziehe noch eine Sonnenbrille an, ein Sportuhr und einen Visor. Schnappe mir zwei Gels und es kann los gehen.
Julia empfängt mich direkt nach der Wechselzone und motiviert mich. Lust habe ich eigentlich keine mehr.
Die Uhr habe ich beim Laufen nur an, damit wir nachher den Wettkampf analysieren können. Ich laufe nur nach Gefühl. Die ersten Kilometer gehen auch sehr schnell rum. Alle 2-3 Kilometer kommt eine Verpflegungsstation und es stehen einige Leute am Rand die einen Anfeuern.
Meine Ziel ist es zwischen den Verpflegungsstationen zu Laufen und an den Verpflegungsstationen zu gehen und mich mit allem zu versorgen was ich brauche. Alle 8 Kilometer nehme ich eines meiner vertrauten Gels und bei Kilometer 12, 20, 30 und 40 gibt es noch ein Saltstick damit ich keine Krämpfe bekomme.

Meine Strategie geht auf. Ich mache es genau wie geplant und bin nach 4,5 Stunden im Ziel.
Als der Sprecher beim Einlaufen in den Zielkanal meinen Namen nennt und ich die Worte „You are an Ironman“ höre, bekomme ich Tränen in den Augen und Gänsehaut. Ich bin so froh es geschafft zu haben.

Es war ein schöner und sehr anstrengender Tag.
DANKE Julia für Deine Unterstützung in den letzten 4,5 Jahren!
bo












































